Paar- und Familiengespräche

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Paar- und Familiengespräche

Durch den Einbezug der Angehörigen in die Therapie können Problembereiche schneller identifiziert und problematische Beziehungsmuster verändert werden. Das Verhalten der Angehörigen hat entscheidenden Einfluss auf die Symptome des Patienten. In Paar- und Familiengesprächen sowie in unserer Angehörigengruppe für Zwangsstörungen können Angehörige beraten werden, wie sie mit den Symptomen des Patienten anders umgehen können.

Schon in einer Familienaufstellung zeigt sich häufig, welches Konfliktpotenzial besteht. Die Symptomatik eines Patienten muss nicht daraus resultieren, häufig lassen sich aber Zusammenhänge feststellen. Darüber hinaus tragen Paar- und Familiengespräche dazu bei,

• Heilungshindernisse ausfindig zu machen.
• das Vertrauen aller Beteiligten ineinander und in die Erfolgschancen der Therapie zu bestärken.
• über Missverständnisse und Kränkungen zu sprechen, die im Zusammenhang mit der Erkrankung des Patienten stehen.
• Strategien für das zukünftige Miteinander zu entwickeln.

Familienangehörige und Partner, die oft selbst extremen Belastungen ausgesetzt waren, finden hier emotionale Unterstützung. Die Beteiligten üben sich darin, Gespräche lösungsorientiert und ohne Schuldzuweisungen zu führen. Im Vordergrund steht daher auch die Vermittlung von Gesprächsstrategien und die Festlegung von Regeln und Verhaltensweisen, die die Beteiligten für die Zukunft miteinander vereinbaren.

Verständnis statt Vorhaltungen: Paargespräche als Therapieergänzung

Aus der Suchtforschung ist ihnen vielleicht der Begriff der „Co-Abhängigkeit“ bekannt. Angehörige von Alkoholikern versuchen oft über Jahre, deren Verhalten nach außen zu verdecken und nach innen zu kompensieren. Häufig verhindert jedoch gerade dieser Versuch, zu helfen, dass der Erkrankte die Ernsthaftigkeit seiner Situation begreift.

Eine ähnliche Problematik liegt vor, wenn einer der Partner die Rolle des psychisch Kranken, der andere die des „hilflosen“ Helfers übernommen hat. Konflikte, Streit, Angst, emotionale Überforderungen sind an der Tagesordnung, ändern aber nichts an der Grundsituation.

Was ist los mit meinem Partner? Wie kann ich ihm helfen, ohne mich selbst und mein Wohlbefinden aus den Augen zu verlieren? Wie geht man mit Gefühlen der Ohnmacht und der Sorge um? Wie befreie ich mich von Schuldgefühlen und wie verhindern wir gemeinsam, dass die Krankheit unsere Beziehung zerstört?

In Paargesprächen geht es folgerichtig nicht um Schuldzuweisungen oder darum, den Partner verantwortlich für die psychische Störung zu machen. Ganz im Gegenteil sollen beide Beteiligte zu Wort kommen, und zwar in einer Situation, die dazu beiträgt, dass sie in Ruhe und ohne Anklagen oder Streit von sich sprechen können.

Paargespräche sind deshalb immer sinnvoll, wenn die psychische Störung den gemeinsamen Alltag vehement beeinflusst. Dies ist bei Essstörungen ebenso der Fall wie bei Angst- und Panikattacken, Phobien oder Persönlichkeitsstörungen.

Statt einander mit Vorwürfen zu begegnen, haben Sie unter Anleitung eines Psychotherapeuten die Gelegenheit, einander neu zu begegnen. Damit dies gelingt, wird dieser vorab klare Gesprächsregeln aufstellen und auf deren Einhaltung achten. Dazu gehört die Formulierung von Ich-Botschaften ebenso wie das aufmerksame Zuhören und die Fokussierung auf Fragestellungen, die für beide Seiten aktuell sind.

Stärken erkennen, Ressourcen wecken: Familiengespräche als Therapieergänzung

Dieselben Regeln gelten auch für Familiengespräche. Da diese in einem größeren Rahmen stattfinden, werden sie zumeist durch weitere vorbereitende und begleitende Maßnahmen ergänzt. So geht dem Familiengespräch häufig eine Familienaufstellung oder die Erstellung eines Genogramms voraus.

Das Gespräch wird durch den Therapeuten eingeleitet, der die Beteiligten begrüßt und gegebenenfalls auch schon benennt, an welchen Themen gearbeitet werden soll. Außerdem erläutert er kurz die Gesprächsregeln, zuweilen auch die Sitzordnung und achtet auf deren Einhaltung. Zum Abschluss fasst er die Ergebnisse in einem Feedback zusammen.

Die Einbeziehung der Familie ist insbesondere für die Therapie junger Erwachsener förderlich. Sinnvoll ist sie zudem, wenn sich die Symptomatik des Patienten negativ auf das familiäre Zusammenleben auswirkt.

Auch in den Familiengesprächen geht es somit nicht darum, Schuldzuweisungen vorzunehmen. Eine sachliche Klärung und der Versuch, Angehörige emotional zu entlasten sowie Strategien für das künftige Miteinander zu entwickeln, stehen im Vordergrund.

Ziel ist es, neben der Herausarbeitung von Konflikten, die maßgeblich für die Erkrankung sein könnten, insbesondere jeden Einzelnen zu würdigen und den Zusammenhalt sowie förderliche Verhaltensweisen zu stärken.