Phänomen Winterdepression – gibt es die wirklich?

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Im Fachjargon wird die „Winterdepression“ „saisonale affektive Störung“ (Seasonal Affective Disorder, kurz SAD) genannt. Eine SAD beginnt und endet jedes Jahr ungefähr zur gleichen Zeit. In den meisten Fällen treten depressive Symptome im Spätherbst oder frühen Winter auf und verschwinden während der sonnigeren Tage des Frühlings und Sommers spontan.
Obwohl der Begriff erst 1984 eingeführt wurde, beschrieb Hippokrates schon 400 vor Christus, dass die Dunkelheit des Winterhalbjahres auf die Stimmung schlagen kann. Bisher werden sie als Episoden affektiver Störungen und nicht als unabhängiges Krankheitsbild angesehen.

Warum bekommt man eine Winterdepression?

In der lichtarmen Jahreszeit produziert die Zirbeldrüse in unserem Gehirn mehr von dem Hormon Melatonin. Melatonin ist für unseren Schlafrhythmus mitverantwortlich, reduziert den Antrieb und macht müde. Darüber hinaus kommt in der lichtarmen Jahreszeit zu einem Abfall der Serotoninaktivität, was die Entstehung einer Depression ebenfalls fördern kann. Bei Patienten mit SAD scheinen diese Mechanismen verstärkt aufzutreten. Die Kombination von vermindertem Serotonin und erhöhtem Melatonin wirkt sich auf zirkadiane Rhythmen (biologische Uhr) aus und trägt so zu dem Auftreten einer depressiven Symptomatik bei. Darüber hinaus wird im Winter weniger Vitamin D produziert. Auch Vitamin-D-Mangel wird mit depressiven Symptomen in Verbindung gebracht, da es eine Rolle bei der Serotoninaktivität spielen kann.